Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.
Übler Angriff auf den Darm
Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.
Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.
Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.
Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.
Wie steckt man sich an?
Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:
Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.
Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.
Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.
Die häufigsten Übeltäter sind Viren
Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.
Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.
Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.
Bakterielle Infektionen eher im Sommer
Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.
Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.
Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.
Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?
Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei
länger anhaltenden Beschwerden,
hohem Fieber und blutigem Stuhl,
ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.
Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.
Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise
Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.
Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus
1 Liter Mineralwasser,
250 ml Orangensaft,
¾ Teelöffel Kochsalz und
4 Teelöffeln Zucker.
Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.
Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?
Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.
Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.
Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.
Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.
Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.
Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.
Wann müssen Antibiotika ran?
In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.
In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.
Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.
A und O: Hygienemaßnahmen
Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:
Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.
Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.
Vorbeugen ist besser als Durchfall
Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.
Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.
Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.
Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.
Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.
Menschen mit Diabetes haben oft einen Mangel an Mikronährstoffen. Vor allem die Blutspiegel von Magnesium, Zink und Vitamin D sind häufig erniedrigt. Eine gezielte Ergänzung kann den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen und Komplikationen vorbeugen.
Mikronährstoffe sind essenziell
Zu der Gruppe der Mikronährstoffe gehören Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Sie alle sind essenzielle Substanzen. Das heißt, dass der menschliche Organismus sie benötigt, aber nicht selbst herstellen kann. Deshalb müssen sie regelmäßig über die Nahrung aufgenommen werden.
Im Gegensatz zu Eiweiß, Fetten und Kohlenhydraten liefern Mikronährstoffe h keine Energie. Stattdessen erfüllen sie lebenswichtige Funktionen im Stoffwechsel: Sie unterstützen u.a. das Immunsystem und die Nervenfunktion, fördern das Zellwachstum und die Zellerneuerung und schützen vor oxidativem Stress.
Menschen mit Diabetes oft unterversorgt
Diabetes hat weitreichende Folgen für den gesamten Stoffwechsel des Organismus. Deshalb muss bei dieser Erkrankung ganz besonders auf eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen geachtet werden. Im Prinzip reicht dafür eine ausgewogene gesunde Ernährung aus. Eine routinemäßige Zufuhr über Nahrungsergänzungsmittel ist laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) nicht erforderlich.
Zu dieser Regel gibt es jedoch etliche Ausnahmen: Studien zufolge sind viele Diabetiker*innen nicht ausreichend mit Mikronährstoffen versorgt. Am häufigsten mangelt es an Vitamin D, Magnesium, Zink und Chrom. Das liegt zum Teil daran, dass Medikamente die Aufnahme von Mikronährstoffen stören können. Manche Zuckerkranke ernähren sich nicht gesund und es kommt zu einer Fehlversorgung. Zudem haben spezielle Gruppen wie ältere oder vegetarisch lebende Diabetiker*innen einen erhöhten Bedarf an Mikronährstoffen.
All diese Personen können von der zusätzlichen Gabe bestimmter Nahrungsergänzungsmitteln profitieren. Bei ihnen sollten die Blutspiegel regelmäßig kontrolliert und ein Mangel mit entsprechenden Präparaten ausgeglichen werden. Manche Ärzt*innen empfehlen die Einnahme von Mikronährstoffen sogar bei niedrig-normalen Werten. Um Überdosierungen und Nebenwirkungen zu vermeiden, sollte eine Substitution aber immer mit der Hausärzt*in besprochen werden.
Hinweis: Eine aktuelle Studie unterstreicht den Nährstoffmangel bei Typ-2-Diabetiker*innen: Darin hatten 45% der Betroffenen sogar einen Mangel an mehreren Mikronährstoffen gleichzeitig. Frauen waren häufiger betroffen als Männer.
Vitamin-D-Mangel ist häufig bei Diabetes
Vitamin D ist nicht nur für die Knochengesundheit wichtig. Es hat offenbar auch eine große Bedeutung für die insulinproduzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse und für die Insulinempfindlichkeit der Muskel- und Leberzellen. Doch ausgerechnet Menschen mit Diabetes leiden häufig an einem Vitamin-D-Mangel.
Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen ist beim Diabetes die Aktivierung der Vitamin-Vorstufen in der Leber gehemmt. Außerdem sind Typ-2-Diabetiker*innen oft übergewichtig, wodurch sich das fettlösliche Vitamin im überschüssigen Fettgewebe anreichert und für den Stoffwechsel vermindert zur Verfügung steht.
Der Mangel an Vitamin D hat insbesondere zur Folge, dass Diabetiker*innen ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche haben. Deshalb sollte bei ihnen der Vitaminstatus regelmäßig überprüft werden. Findet sich ein Vitamin-D-Mangel, empfiehlt die DDG die Gabe von Vitamin D in Form von Colecalciferol, je nach ärztlicher Verordnung bis zu 4000 Einheiten täglich.
Hinweis: Eine Überdosierung von Vitamin D kann ernste gesundheitliche Folgen haben. Neben akuten Vergiftungserscheinungen drohen langfristig Nierenschäden und die Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Es ist ratsam, die Höhe der Tagesdosis und die Art der Zufuhr immer mit der behandelnden Ärzt*in abzusprechen.
Viele Faktoren führen zu Magnesiummangel
Auch niedrige Magnesiumspiegel lassen sich bei Menschen mit Diabetes oft finden. In einer aktuellen Analyse von 135 Studien lag er bei fast 40% der Betroffenen vor. Magnesium ist ein besonders vielseitiger Mineralstoff, er mischt bei der Regulation des Blutdrucks und der Insulinausschüttung mit und spielt eine Rolle im Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel. Ein Magnesiummangel könnte die Entwicklung der für den Typ-2-Diabetes typischen Insulinresistenz begünstigen.
In Studien besserte die Gabe von Magnesium bei niedrigen Magnesiumspiegeln den Nüchternblutzucker. Die Ergebnisse zur Wirkung auf den Langzeit-Blutzuckerwert HbA1c und die Insulinresistenz waren weniger einheitlich. Dagegen senkte die Verabreichung von ≥ 300 mg/Tag anorganischen Magnesium-Ionen den systolischen und den diastolischen Blutdruck, auch positive Effekte auf den Fettstoffwechsel wurden gezeigt.
Bei niedrigen Magnesiumspiegeln kann deshalb eine Magnesium-Einnahme angebracht sein. Es ist aber wichtig, sich vorher ärztlichen Rat einzuholen. Denn an einem Magnesiummangel können verschiedene Faktoren beteiligt sein, die abzuklären sind. Dazu gehören ein übermäßiger Alkoholkonsum, Nierenerkrankungen und die Einnahme verschiedener Medikamente wie Antibiotika, Protonenpumpenhemmer, Entwässerungsmittel und die Anti-Baby-Pille.
Hinweis: Magnesiumpräparate sollten auf zwei Tagesdosen verteilt werden, das verbessert die Aufnahme und wirkt Magenbeschwerden entgegen. Bei Pulvern und Brausetabletten ist zudem auf ausreichend Flüssigkeit zu achten.
Zink und Chrom: essenziell für den Glukosestoffwechsel
Mehr als 100 Enzyme im Körper benötigen das Spurenelement Zink. U.a. ist Zink von zentraler Bedeutung für die Produktion und die Sekretion von Insulin und deshalb entscheidend für den Zuckerstoffwechsel. Die Zinkkonzentration im Blut von Diabetiker*innen nimmt allerdings mit jedem Jahr der Erkrankung ab – vermutlich durch eine schlechtere Aufnahme über den Darm und eine vermehrte Ausscheidung über den Urin. Der Zinkmangel und der Anstieg des Blutzuckers (Hyperglykämie) scheinen sich gegenseitig zu bedingen.
In Studien führte bei Zinkmangel die Gabe von Zink zu einer Verbesserung der Blutzuckerwerte, sowohl des Nüchternblutzuckers als auch des Langzeitwertes HbA1c. Die Dosisempfehlungen für eine Zinksubstitution sind nicht einheitlich, am besten spricht man sie mit der Ärzt*in ab. Als unbedenklich gilt die Gesamtaufnahme von 25 mg/Tag. Unter den Nahrungsmitteln sind Austern, Fisch, Fleisch und Milchprodukte sowie Bohnen und Cerealien gute Zinklieferanten.
Wichtig bei der Einnahme von Zinkpräparaten: Etliche Antibiotika und auch Acetylsalicylsäure (zum Beispiel in Aspirin) bilden Komplexe mit dem Spurenelement, was die Aufnahme über die Darmschleimhaut behindert. Auch die gleichzeitige Einnahme mit anderen Mikronährstoffen wie Kalzium oder Magnesium beeinträchtigt die Resorption, weshalb ein zeitlicher Abstand empfohlen wird.
Chrom spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle im Kohlenhydratstoffwechsel. Diskutiert wird u.a., dass der Mineralstoff die Bildung von Insulinrezeptoren unterstützt und damit die Aufnahme von Zucker in die Zellen fördert. Chrom trägt damit zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutzuckerspiegels bei.
Bei Patient*innen mit Typ-2-Diabetes führte die Gabe von Chromsalzen zu einer Verringerung des Nüchternblutzuckers und von HbA1c. Laut europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit sollten aber nicht mehr als 250 µg Chrom pro Tag zusätzlich eingenommen werden. Eine natürliche Chromquelle ist Bierhefe, von der Diabetiker*innen 5 bis 10 mg täglich einnehmen können.
Hinweis: Phytate hemmen die Aufnahme zahlreicher Mikronährstoffe, auch die von Magnesium, Chrom und Zink. Sie kommen vermehrt in Pflanzen vor, insbesondere in Samen, Nüssen und Getreide. Ein besonders reichlicher Verzehr – z.B. bei veganer Ernährung - kann dazu führen, dass sich ein Mangel an Mikronährstoffen entwickelt. Veganer*innen sollten deshalb regelmäßig ihre Spurenelemente im Blut prüfen lassen.
Vitamin-B-Mangel immer ausgleichen
B-Vitamine, insbesondere Vitamin B1 (Thiamin), sind wichtig für die Nervenfunktion. Ein Mangel an Vitamin B6 geht mit neurologischen Komplikationen einher. Vitamin B12 soll vor Nervenschädigungen schützen. Zu einem Mangel an B-Vitaminen kommt es bei Diabetiker*innen recht häufig. Das liegt unter anderem daran, dass sie aufgrund des gestörten Glukosestoffwechsel einen höheren Bedarf haben und gleichzeitig wegen Nierenproblemen mehr davon ausscheiden.
Aber auch die antidiabetische Therapie kann daran schuld sein: Vor allem die Einnahme von Metformin führt oft zu einem Vitamin-B12-Mangel. Typ-2-Diabetiker*innen sollten deshalb regelmäßig darauf getestet werden und bei zu niedrigen Werten Vitamin B12 bekommen.
Hinweis: In Studien konnte die Gabe von Vitamin B1 diabetesbedingte Nervenschäden lindern. Für eine generelle Empfehlung sind die Daten jedoch zu schwach. Sind die Vitamin-B-Spiegel im Blut nachgewiesen zu niedrig, muss supplementiert werden. Die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung von Nervenschädigungen bei Diabetes ist und bleibt eine optimale Blutzuckereinstellung.
Was bringen Probiotika und Antioxidanzien?
Probiotika können sich vorteilhaft auf die Blutzuckerregulation von Typ-2-Diabetiker*innen auswirken. Das geschieht vermutlich dadurch, dass in der Darmflora die buttersäurebildenden Bakterien zunehmen. Eine langfristige Besserung des HbA1c-Wertes konnte in Studien bislang allerdings nicht festgestellt werden. Deshalb gibt die Deutsche Diabetes Gesellschaft für eine generelle Einnahme von Probiotika keine Empfehlung.
Theoretisch sollte auch die Gabe von Antioxidanzien wie Vitamin C bei Diabetes positiv wirken. Immerhin spielt oxidativer Stress bei der Entwicklung der Erkrankung und seinen Komplikationen eine große Rolle. Entsprechende Studien mit Vitamin C haben allerdings keine bedeutenden Effekte auf den Blutzucker oder den Fettstoffwechsel gezeigt. Diabetiker*innen mit Vitamin-E-Mangel profitierten durch die Gabe von Vitamin bezüglich ihrer Blutzuckerwerte. Studien mit Vitamin C und Vitamin E konnten die Insulinresistenz bei Betroffenen jedoch nicht verbessern. Ähnliches kam bei Untersuchungen mit dem Antioxidanz Resveratrol heraus.
Insgesamt bilden die Daten keine verlässliche Grundlage für eine Empfehlung für antioxidative Substanzen, sagt die Deutsche Diabetes Gesellschaft. Einzige Ausnahme ist die antioxidativ wirkende Alpha-Liponsäure: Sie ist als Arzneimittel gegen Missempfindungen bei diabetischer Nervenschädigung (Polyneuropathie) zugelassen.
Für gläubige Muslime und Muslima beginnt am Abend des 28. Februar 2025 der diesjährige Fastenmonat Ramadan - also die Zeit, in der die Verbindung zu Gott vertieft wird. Während das Fasten für etliche Menschen körperlich positive Auswirkungen hat, wird es für manche zum Problem. Das gilt insbesondere für Kranke, Alte und diejenigen, die Arzneimittel benötigen. Mit einer guten Planung lassen sich jedoch gesundheitliche Risiken vermeiden.
Ein Monat Verzicht und Gebet
Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Kalender und hat für Muslime und Muslima eine ganz besondere Bedeutung. Er erinnert an die Zeit, in der dem Propheten Mohammed der Koran offenbart wurde. In diesem Monat vertiefen die Gläubigen ihre Beziehung zu Gott, indem sie sich intensiv dem Gebet und dem Koran widmen. Außerdem ist ein Ziel der Fastenzeit, sich in Selbstbeherrschung und Verzicht zu üben. Deshalb darf von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nicht gegessen und getrunken werden, zudem sind Rauchen und Geschlechtsverkehr verboten.
Gegessen und getrunken wird im Ramadan zwei Mal täglich: Bei der Morgenmahlzeit Sahur, die vor Sonnenaufgang zwischen 3 und 4 Uhr stattfindet und abends. Das Fastenbrechen nach Sonnenuntergang wird Iftar genannt und ist oft ein gemeinschaftliches Ereignis mit der Familie und Freunden. Die tägliche Dauer des Fastens variiert nach geographischer Lage und Zeitpunkt. In Deutschland beträgt sie 2025 etwa 13 bis 15 Stunden, in Berlin dauert sie aufgrund der nördlicheren Lage etwa 15 Minuten länger als in München.
In Deutschland feiern etwa fünf Millionen Menschen den Ramadan und fasten in dieser Zeit. Es gibt jedoch einige Personengruppen, die laut Koran aufgrund ihrer besonderen Umstände von dieser Pflicht befreit sind. Sie sollen das Fasten zu einem späteren Zeitpunkt nachholen, z. B. im Winter, wenn die Tage kürzer sind. Eine weitere Alternative ist, statt zu fasten Bedürftigen zu helfen. Diese Form der Kompensation ist die sogenannte Fidya. Sie besteht aus der Speisung einer Person, wobei der Betrag meist gespendet wird. 2025 beträgt der Richtwert pro Tag etwa 12 Euro. Zu den vom Fasten befreiten Gruppen gehören
Kranke,
schwangere, menstruierende und stillende Frauen,
altersschwache Menschen,
Reisende.
Hinweis: Jungen und Mädchen unter 14 Jahren sind generell von der Fastenpflicht befreit. Sie müssen deshalb weder Fidya zahlen noch den Fastenmonat nachholen.
Auswirkungen auf den Körper
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Nahrung und Flüssigkeit zu verzichten hat Folgen für den Körper. Durch die mangelnde Flüssigkeitszufuhr sinkt der Blutdruck, es kann zu Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Müdigkeit kommen. Um dies zu vermeiden, sollten Fastende in der erlaubten Zeit ausreichend trinken. Tritt ausgeprägter Schwindel auf, ist es Zeit, das Fasten zu unterbrechen und langsam Flüssigkeit und Salz und Zucker zu sich zu nehmen. Werden die Beschwerden nicht besser, sollte eine Ärzt*in aufgesucht werden.
Auch die verringerte Nahrungsaufnahme hat ihre Auswirkungen. Sobald die Energie der frühmorgendlichen Mahlzeit verbraucht ist, nutzt der Organismus seine gespeicherten Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße. Einige Studien zeigen, dass Übergewichtige im Ramadan Körperfett und damit Gewicht verlieren. Um nach der Fastenzeit nicht wieder zuzunehmen, muss allerdings die Ernährung langfristig umgestellt werden.
Der Fastenmonat soll sich auch positiv auf die Blutfette auswirken. Sowohl Cholesterin als auch Triglyceridspiegel sinken durch das ausgeprägte „Intervallfasten“. Die Insulinempfindlichkeit verbessert sich ebenfalls, weshalb Typ-2-Diabetiker*innen profitieren können. Zudem gibt es Hinweise auf eine antientzündliche Wirkung und die Linderung von Autoimmunerkrankungen. Hier müssen die Untersuchungen noch vertieft werden, um allgemeingültige Aussagen zu treffen.
Hinweis: Das Fasten hat offenbar positive Effekte auf die Psyche, zumindest, wenn man die ersten schwierigen Tage geschafft hat. Viele Menschen berichten, dass sie im Ramadan zu einer besonderen geistigen Klarheit finden und sich ihr Stress abbaut.
Tipps für das gesunde Ramadan-Fasten
Das lange tägliche Fasten ist für den Organismus eine Herausforderung. Damit es gut vertragen wird, helfen folgende Tipps:
Sowohl zur Morgenmahlzeit als auch beim abendlichen Fastenbrechen ist es wichtig, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Basis sind kalorienarme Getränke wie zuckerfreier Tee oder Saftschorle. Smoothies, Säfte und Milch helfen, Vitamine und Mineralstoffe zuzuführen. Sie sollten jedoch in Maßen genossen werden.
Energie für den Fastentag liefern Müsli aus Vollkornprodukten, angereichert mit Nüssen, Saaten, Joghurt und Früchten.
Besonders beliebt zum Fastenbrechen sind selbstgekochte Suppen. Sie enthalten sowohl Nährstoffe als auch Flüssigkeit. Gut geeignete Zutaten dafür sind Linsen, Bohnen und Vollkornnudeln.
Ebenfalls empfohlen werden Currys aus Fisch, Eiern und Hülsenfrüchten, für Fleischfreunde auch mit aus islamkonformem Fleisch. Dazu sind Brot, Reis und Kartoffeln ideal.
Meiden sollte man stark gezuckerte Speisen und Getränke, da sie den Blutzuckerspiegel schnell und stark in die Höhe treiben. Traditionell sind Datteln gut zum Fastenbrechen: Sie sind süß und liefern Kalium und Ballaststoffe. Auch Obst und andere Trockenfrüchte eignen sich, die Lust auf Süßes zu stillen.
Besonders ungünstig sind hoch verarbeitete, industrielle Lebensmittel. Sie enthalten vor allem Zucker, Fette und Salz und wenig gesunde Inhaltsstoffe. Besser ist es, frisch zu kochen.
Tipp: Sport sollte man im Ramadan nach der abendlichen Mahlzeit treiben. Dann sind die Energie- und Flüssigkeitsreserven wieder aufgefüllt. Beim Training am Nachmittag sind Fastende weniger reaktionsschnell und ermüden leichter, was die Verletzungsgefahr erhöht.
Wann wird Fasten riskant?
Fasten ist nicht für alle Menschen ideal. Deshalb hat der Koran auch beispielsweise Kranke von der Fastenpflicht befreit, sie können stattdessen die Fidya leisten. Möchten sie trotzdem das Fastenritual mitmachen, sollten sie vorher ihre behandelnde Ärzt*in aufsuchen. Idealerweise findet die Beratung ein bis drei Monate vor dem Ramadan statt. In dieser Zeit können Medikamente auf Präparate mit längerer Halbwertszeit umgestellt und Einnahmezeitpunkte verschoben werden. Dies darf allerdings nur unter ärztlicher Aufsicht geschehen.
Keinesfalls fasten sollten Menschen mit fortgeschrittener Herzschwäche (Herzinsuffizienz NYHA III und IV), nicht kontrolliertem Diabetes und chronischer Nierenschwäche (Stadium 4 und 5). Ein mäßiges oder niedriges Risiko für Fastenkomplikationen haben Menschen mit Bluthochdruck, stabiler Angina pectoris, einem Schlaganfall in der Vergangenheit und einer gut kontrollierten Epilepsie. Sie können nach ärztlicher Rücksprache fasten, wenn sie ausreichend schlafen, nachts gesund essen und ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren.
Ramadan und Arzneimittel
Für Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, kann Ramadan zur Herausforderung werden. Denn bei Tageslicht dürfen weder orale (Tabletten, Kapseln etc.) noch nasale (Nasentropfen und -sprays) noch rektale (Zäpfchen, Schäume) Arzneimittel eingenommen bzw. verwendet werden. Bei Augen- und Ohrentropfen sowie bei Sprays sind die Glaubensgelehrten nicht einig.
Erlaubt sind jedoch subkutane und intramuskuläre Spritzen, lokale Cremes und Pasten sowie wirkstoffhaltige Pflaster. Aber Achtung: Letztere sind nur gestattet, wenn sie therapeutisch wirken. Das ist z. B. bei Fentanyl zur Schmerzbehandlung der Fall sowie bei Hormonen zur Ersatztherapie und Rotigotin zur Therapie eines Morbus Parkinson. Nikotinpflaster und jede andere Nikotinersatztherapie sind im Ramadan nicht erlaubt.
Einige häufig verwendete Arzneimittel sind im Ramadan kritisch, weil sie besonders regelmäßig oder mehrmals täglich einzunehmen sind. Nach Rücksprache mit der behandelnden Ärzt*in sind folgende Optionen möglich:
Schilddrüsenmedikamente. Levothyroxin-haltige Arzneimittel werden einmal täglich nüchtern direkt nach dem Aufstehen und eine halbe Stunde vor dem Frühstück eingenommen. Dies lässt sich im Ramadan einfach vorverlegen, ohne das Probleme entstehen.
Antibiotika. Etliche Antibiotika müssen in einem strengen Rhythmus eingenommen werden. Wenn klar ist, dass Erkrankte fasten möchten, kann die Ärzt*in den Wirkstoff manchmal auf ein langwirkendes, einmal täglich einzustellendes Präparat umstellen. Bei Mittelohrentzündung oder Hautinfektionen ist beispielsweise Azithromycin eine solche Option. Unkomplizierte Harnwegsinfektionen bei Frauen werden häufig ohnehin mit einer Einmalgabe eines Antibiotikums behandelt, die auch nachts erfolgen kann.
Diuretika. Weil im Ramadan bei Tageslicht auch auf Flüssigkeit verzichtet wird, muss die Dosis von Diuretika meist reduziert werden. Dies darf nur in Absprache mit der behandelnden Ärzt*in erfolgen.
Opioide. Als Tropfen oder Tabletten eingenommene Opioide können auf Pflaster umgestellt werden.
Etliche Arzneistoffe haben eine besonders geringe therapeutische Breite – das heißt, dass sie nur in sehr genauer Dosierung sowohl wirken, als auch sicher sind. Nimmt man sie wegen des Fastens in zu langen Abständen ein, haben sie keinen Effekt mehr. „Auf Vorrat“ einnehmen ist ebenso keine Option: Wird das Einnahme-Intervall verkürzt, kann das Medikament zu stark wirken und sogar schaden. Lassen sich diese Arzneistoffe nicht ersetzen, raten Expert*innen vom Fasten ab. Zu solchen Medikamenten gehören u.a. etliche Antiepileptika, Krebsmedikamente, Herzmedikamente zur Stabilisierung des Rhythmus und Opioide zur Schmerzbekämpfung.
Soll eine Therapie neu beginnen, lässt sie sich vielleicht auf die Zeit nach Ramadan verschieben. Auch dies gehört mit der behandelnden Ärzt*in besprochen.
Hinweis: Jede Umstellung von Medikamenten muss ärztlich begleitet sein. Wer plant, alle Arzneien einfach gleichzeitig einzunehmen, riskiert schwere Nebenwirkungen.
Fasten und Diabetes
Eine besondere Herausforderung beim Ramadan ist der Diabetes. Die ungünstig verteilte Nahrungsaufnahme birgt Gefahr für Unter- und Überzuckerung. Patient*innen mit Diabetes sollten deshalb frühzeitig mit ihrer Ärzt*in besprechen, wie sich der Zucker im Ramadan gut einstellen lässt. Einige Wirkstoffe kann man an die geänderten Umstände anpassen. Sonst dreimalig eingenommenes Metformin lässt sich für den Fastenmonat auf eine abendlich und eine morgendliche Dosis aufteilen (Zwei Drittel/ein Drittel). Die geringste Gefahr für Unterzuckerungen haben Gliflozine. Bei ihnen ist keine Dosisanpassung erforderlich.
Diabetiker*innen wird generell geraten, die Abendmahlzeit so früh wie möglich einzunehmen. Dabei sollten vor allem komplexe Kohlenhydrate auf den Speiseplan, z. B. Vollkornprodukte. Sie treiben den Blutzucker nicht so schnell in die Höhe wie Zucker und beugen Unterzuckerungen länger vor. Von den traditionell abends verzehrten Datteln sollten Diabetiker*innen nicht mehr als drei essen. Außerdem ist es wichtig, den Blutzucker häufiger als sonst zu kontrollieren. Im Notfall ist die Einnahme von Traubenzucker erfroderlich, auch wenn dies das Fasten bricht.
Nicht am Ramadan teilnehmen sollten aus ärztlicher Sicht Diabetiker*innen mit einem hohen Risiko für Komplikationen. Das gilt u.a., wenn der Diabetes schlecht eingestellt ist, Unterzuckerungen nicht gut wahrgenommen werden und in den letzten drei Monaten vor Ramadan eine Blutzuckerentgleisung mit Ketoazidose aufgetreten ist.
Hinweis: Für Diabetespatient*innen können anstrengende körperliche Tätigkeiten während des Fastens gefährlich werden. Grund dafür ist das erhöhte Risiko für Unterzuckerung und Dehydratation. Empfohlen werden stattdessen leichte körperliche Aktivitäten wie Spazierengehen.
Fasten und Schwangerschaft
Laut Koran sind Schwangere sind von der Fastenpflicht befreit. Sie können das Fasten später nachholen oder Kompensation leisten. Doch viele gläubige Muslima wollen trotz Schwangerschaft am Ramadan teilnehmen. Entscheiden sie sich dazu, sollte ihr Gesundheitszustand engmaschig überwacht werden.
Nicht empfohlen wird das Ramadan-Fasten denjenigen Schwangeren, die generell unter niedrigem Blutdruck leiden oder schon einmal das Fasten nicht gut vertragen haben. Generell ärztlich vom Fasten abgeraten wird werdenden Müttern mit Nierenproblemen, insulinpflichtigem Diabetes oder transplantierten Organen.
Gesunde Schwangeren können fasten, sollten dies aber nicht im ersten Schwangerschaftsdrittel tun. Denn die reduzierte Kalorienzufuhr in diesem Zeitraum erhöht das Risiko, dass das Kind mit einem erniedrigten Geburtsgewicht auf die Welt kommt. In einer deutschen Studie waren die Neugeborenen von Frauen, die in dieser Zeit gefastet hatten, etwa 70 g leichter als die Kinder von Müttern, die normal gegessen hatten. Ab dem zweiten Trimenon dürfen gesunde Frauen mit unkomplizierten Schwangerschaftsverlauf am Ramadan teilnehmen. Hinweis: Stillenden Müttern wird empfohlen, nicht zu fasten. Kommt es zu einem Mangel wichtiger Nährstoffe wie Vitamin B12 und Zink, drohen schwere Schäden beim Säugling.
Chronischer Juckreiz bedeutet einen hohen Leidensdruck für die Betroffenen. Denn das Jucken ist oft kaum auszuhalten, und Kratzattacken führen statt zu einer Besserung in einen Teufelskreis. Liegt eine behandelbare Erkrankung zugrunde, fällt es leichter, gegen den chronischen Juckreiz vorzugehen. Doch auch für den Juckreiz unbekannter Ursache gibt es inzwischen effektive Therapieoptionen.
Vom Alarmsignal zum Quälgeist
Juckreiz kann quälend sein - doch wie alle körperlichen Reaktionen hat auch der Juckreiz durchaus sinnvolle biologische Funktionen. Als Alarmsignal macht er auf mögliche Gefahren aufmerksam. Diese reichen von blutsaugenden Mücken über Kontakt zu giftigen Pflanzen bis hin zu trockener Haut. Juckreiz löst Kratzen aus und führt dazu, Insekten und Parasiten von der Haut zu entfernen. Das Kratzen aktiviert die Hautnerven und das Immunsystem, was die Abwehr gegen Krankheitserreger zusätzlich verstärkt.
Doch leider beschränkt sich Juckreiz nicht nur auf seine Alarmfunktion. Durch komplexe Mechanismen kann sich ein chronischer Juckreiz entwickeln, der den Betroffenen das Leben schwer macht. So hat sich gezeigt, dass Menschen mit chronischem Juckreiz stärker verzweigte Nerven in der Haut haben als gesunde. Das liegt vermutlich daran, dass die Nerven permanent von Botenstoffen und Entzündungszellen aktiviert werden. Auf diese Weise wird die Haut immer empfindlicher, und schon kleinste Berührungen können einen Juckreiz auslösen.
Auch viele Erkrankungen werden von Juckreiz begleitet. Entzündliche Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis, Stoffwechselstörungen und Lebererkrankungen können ihn ebenso auslösen wie Rheuma oder bestimmte Krebsformen. Und selbst neurologische Krankheiten können Juckreiz auslösen: Dazu gehören neben Multipler Sklerose insbesondere Erkrankungen der Körpernerven (Neuropathien) wie beispielsweise die Gürtelrose, eine diabetische Neuropathie oder Polyneuropathien. In seltenen Fällen entsteht Juckreiz auch im Rahmen psychischer Erkrankungen. Dies ist z.B. bekannt bei Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen oder dem Dermatozoenwahn. Bei letzterem glauben die Betroffenen, dass Insekten in ihrer Haut leben. Schlussendlich haben auch Medikamente das Potenzial, chronischen Juckreiz auszulösen. Beispiele sind manche Antibiotika, Opioide, Bluthochdruckmittel oder Krebstherapeutika.
Hinweis: Obwohl es so viele verschiedene Auslöser gibt, lässt sich beim chronischen Juckreiz oft keine Ursache finden. In diesen Fällen spricht man vom idiopathischen Juckreiz.
Jucken, Brennen, Schlaflosigkeit
Ein chronischer Juckreiz (medizinisch Pruritus) liegt vor, wenn die Beschwerden länger als sechs Wochen anhalten. Das ist relativ häufig: Bis zu 22% der Deutschen sollen im Laufe ihres Lebens davon betroffen sein. Im Alter steigt das Risiko, einen chronischen Juckreiz zu entwickeln. Oft wird er durch verschiedene Auslöser getriggert. Dazu zählen Jahreszeiten wie der Winteroder Tageszeiten wie die Nacht. Manchmal sind es auch Wasser, Stress oder Sonneneinstrahlung.
Der Juckreiz kann in vielen Formen auftreten. Oft ist er auf einzelne Körperbereiche wie z.B. die Handgelenke beschränkt, bei anderen juckt der gesamte Körper. Das Ausmaß variiert ebenfalls und reicht von leicht bis unerträglich. Manchmal ist der Juckreiz auch von Stechen, Brennen und Kribbeln begleitet.
Die Betroffenen leiden meist schwer darunter. Das ständige Jucken zwingt sie zum Kratzen und es entwickeln sich Hautveränderungen. Zunächst wird die Haut rot, dann aufgekratzt. Es kommt zu Blutungen, Geschwüren und Krusten. Langfristige Folgen sind Hautverdickungen, Narben und Knoten sowie helle und dunkle Verfärbungen. Das Aufkratzen der Haut birgt weitere Gefahren: Es drohen bakterielle Infektionen, die nicht nur das Abheilen der Läsionen gefährden. Gelangen Keime in die Blutbahn, ist im schlimmsten Fall sogar eine Blutvergiftung (Sepsis) möglich.
Doch der chronische Juckreiz hat nicht körperliche, sondern auch psychische Folgen. Wenn er vor allem nachts auftritt, leiden die Betroffenen unter erheblichen Schlafstörungen. Durch die Tagesmüdigkeit sind Konzentration und Antrieb gemindert, zusätzlich können sich Depressionen und Ängste entwickeln. Viele Patient*innen schämen sich aufgrund ihrer aufgekratzten Arme und Beine und tragen auch im Sommer lange Ärmel und lange Hosen. Sie trauen sich nicht ins Schwimmbad oder in die Sonne und meiden sportliche Aktivitäten. Expert*innen schätzen, dass chronischer Juckreiz die Lebensqualität insgesamt so stark einschränkt wie chronische Schmerzen. Trotzdem sucht nur jede Zweite ärztlich Hilfe.
Hinweis: Kratzen löst beim Juckreiz einen Teufelskreis aus: Zuerst empfindet das Gehirn den Kratzschmerz als angenehm, weil es dadurch den Juckreiz „vergisst“. Das vermehrte Kratzen schädigt die Haut jedoch weiter, und es wird erneuter Juckreiz ausgelöst – der wieder zu Kratzen führt.
Diagnose bei Juckreiz
Bei Patient*innen mit lang anhaltendem Juckreiz müssen zugrunde liegende Erkrankungen ausgeschlossen werden. In Frage kommen etwa:
Hautkrankheiten wie das atopische Ekzem (Neurodermitis), die Schuppenflechte, Urtikaria und Pilz- oder Parasiteninfektionen Oft gibt hier das Hautbild bereits erste Hinweise.
Internistische Erkrankungen. Deshalb tastet die Ärzt*in meist Leber, Niere und Milz ab, oft wird auch eine Ultraschalluntersuchung gemacht. Daneben hilft das Labor weiter. Dabei werden insbesondere die Schilddrüsen-, Nieren- und Leberwerten bestimmt.
Eine Erkrankung der Nerven. Das wird meist in einer neurologischen Praxis abgeklärt.
Eine psychische Erkrankung. Ängste und Depressionen lassen sich mit entsprechenden Fragebögen erkennen.
Hinweis: Hilfreich beim Einkreisen von Juckreizursachen ist das Beschwerdetagebuch. Darin notieren die Betroffenen, wie stark der Juckreiz auf einer Skala von 0 bis 10 ist und in welchen Situationen er erscheint. Auf diese Weise kommt man nicht nur eventuellen Auslösern auf die Spur. Im weiteren Verlauf der Erkrankung lässt sich auch besser erkennen, ob eine Behandlung anschlägt.
Den Juckreiz abstellen
Liegt dem Juckreiz eine behandelbare Erkrankung zugrunde, muss diese entsprechend therapiert werden. Dann bildet sich häufig auch der Juckreiz zurück. Reicht dies nicht aus oder ist der Juckreiz idiopathisch, helfen Basismaßnahmen und juckreizhemmende Medikamente. Zu den allgemeinen, immer anwendbaren Strategien gehören folgende Maßnahmen:
Rückfettende und befeuchtende (hydratisierende) Hautpflege: Juckreiz ist in vielen Fällen auf trockene Haut zurückzuführen. Sowohl zum Waschen als auch zur Pflege sollten spezielle rückfettende Präparate mit Glycerin, Harnstoff oder Milchsäure verwendet werden. Für Badewasser gibt es spezielle Zusätze, außerdem darf das Wasser nicht zu heiß sein.
Luftige Kleidung. Eng anliegende Kleidung verstärkt den Juckreiz, oft werden auch bestimmte Fasern nicht vertragen. Viele Betroffene tragen auf der Haut am liebsten reine Baumwolle oder Seide.
Kratzklötzchen. Ein Kratzklötzchen dient dazu, das Gehirn auszutricksen: Bei Juckreiz kratzt man das Klötzchen statt sich selbst. Oft erkennt das Gehirn das Kratzmuster und das Gefühl des Juckreizes lässt nach.
Kühlung oder kaltes Wasser. Kälte hemmt den Juckreiz. Entweder man lässt kaltes Wasser über die Haut fließen oder man legt ein in ein Tuch eingepacktes Coolpack auf.
Entspannungstechniken. Sowohl autogenes Training als auch die progressive Muskelentspannung können gegen Juckreizattacken helfen.
Hinweis: Bei starkem chronischem Juckreiz sind psychotherapeutische Verfahren und standardisierte Schulungsprogramme eine gute Option. Die Betroffenen sollen dabei lernen, sich bei starkem Jucken auf andere Dinge zu konzentrieren und den Juck-Kratz-Zirkel zu unterbrechen.
Cremes und Medikamente gegen den Juckreiz
Meist reichen bei chronischem Juckreiz die Basismaßnahmen allein nicht aus. Sie können durch Cremes und Medikamente ergänzt werden.
Der entzündliche Juckreiz entsteht auf entzündlich veränderter, ekzematöser Haut. Dieser kommt beispielsweise bei der Neurodermitis, Urtikaria und Autoimmun-Erkankungen vor.
Lokale Therapie. Erste Wahl sind immunmodulierende, entzündungshemmende Cremes. Sie enthalten z.B. Kortison oder Calcineurin-Inhibitoren wie Tacrolimus. Neue, in den USA bereits gegen Juckreiz bei Schuppenflechte und Neurodermitis zugelassene Substanzen sind Inhibitoren der Januskinasen, Phosphodiesterase-4-Hemmer und Aryl-Kohlenwasserstoff-Rezeptor-Agonisten.
Systemische Therapie. Reichen Cremes nicht aus, brauchen die Betroffenen eine Therapie mit systemisch (innerlich) wirkenden Immunmodulatoren. Bisher wurden dazu Antihistaminika, Kortison, Methotrexat, Cyclosporin, Azathioprin oder Thalidomid eingesetzt. Diese Medikamente haben z.T. ausgeprägte Nebenwirkungen, was ihren Einsatz einschränkt. Inzwischen richtet sich deshalb der Fokus auf neue antientzündliche Wirkstoffe. Sie hemmen gezielt entzündlich (inflammatorisch) wirkende Botenstoffe oder deren Rezeptoren. Beispiele sind Dupilumab und Tralokinumab, die gegen Interleukine gerichtet sind, sowie die Januskinase-Hemmer Upadacitinib, Abrocitinib und Baricitinib.
Der neuropathische Juckreiz beruht auf Nervenschädigungen. Sie spielen eine Rolle bei der Gürtelrose, bei Neuropathien im Rahmen von Stoffwechselerkrankungen (wie z. B. dem Diabetes mellitus) oder bei Nerveneinklemmungen. Der neuropathische Juckreiz beginnt auf gesunder Haut und ist oft von Stechen und Kribbeln begleitet.
Lokale Therapie. Bei neuropathischem Juckreiz an umschriebenen Bereichen (z. B. am Fuß oder am Unterschenkel) wird Capsaicin empfohlen, entweder als Creme oder als Pflaster. Meist kommt es bei dabei zu einem Brennen, was allerdings schnell nachlässt. Weitere Optionen sind Cremes mit Lokalanästhetika wie Polidocanol oder Lidocain. Hilfreich sind auch Kältekompressen oder das Auftragen von kühlenden Cremes mit Campher oder Menthol.
Systemische Therapie. Ist der neuropathische Juckreiz besonders schwer oder betrifft er den ganzen Körper, wird innerlich behandelt. Die meisten dieser Therapien sind jedoch off label, d.h. nicht explizit gegen chronischen Juckreiz zugelassen. Darüber muss die Ärzt*in die Patient*in vor der Verordnung aufklären. Eingesetzt werden vor allem Gabapentin und Pregabalin, aber auch Antidepressiva und Kappa-Opioid-Rezeptor-Agonisten. Zugelassen gegen schweren Juckreiz bei Dialysepatient*innen ist Difelikefalin, es wird intravenös verabreicht.
Hinweis: Capsaicinpflaster dürfen nur in der ärztlichen Praxis und unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Dass liegt daran, dass es dabei zu Nebenwirkungen wie Blutdruckanstieg kommen kann. Das Pflaster wird für 30 bis 60 Minuten aufgeklebt und dann wieder entfernt. Die Wirkung setzt nach etwa einer Woche ein und hält bis zu drei Monate an.
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